Fragen kostet nix

Du hast bestimmt 1000 Fragen und dir schwirrt so einiges durch den Kopf. Wir haben hier einige wichtige Fragen für dich beantwortet.

Das Gefängnis ist ein großes Gebäude mit hohen Mauern und einem Zaun. Es besteht aus mehreren kleinen Gebäuden. Es gibt z.B. ein Gebäude indem die Büros der Mitarbeitenden sind, ein Gebäude wo Werkstätte sind in denen die Gefangenen arbeiten und manche Gefängnisse haben sogar eine Turnhalle. Draußen gibt es einen Sportplatz mit Bänken. Dort können die Gefangenen in der Freistunde z.B. Fußball oder Basketball spielen.

Die Häftlinge wohnen im Hafthaus. Dort gibt es mehrere Abteilungen mit einzelnen Fluren. Auf den langen Fluren befinden sich die einzelnen Zellen, Gemeinschaftsduschen, eine Gemeinschaftsküche und ein Kontrollraum für die Mitarbeitenden. In der Regel sind die Häftlinge alleine auf der Zelle untergebracht. Die Zelle ist ca. 9 qm groß. Das sind vier große Schritte nach vorne und zwei zur Seite. Da dort nicht viel Platz ist befindet sich in der Zelle nur das Nötigste. Es gibt ein Bett, ein Tisch, einen Stuhl, einen Schrank, ein Regal, eine Toilette und ein Waschbecken. Die meisten haben auch ein Fernseher, ein Radio, Playstation oder Xbox und eine Kaffeemaschine. Bücher können die Gefangenen sich in der Bibliothek des Gefängnisses ausleihen. Persönliche Sachen wie Fotos, gemalte Bilder oder Briefe dürfen sie auch mitnehmen und auch aufhängen, wenn sie möchten.

Hier erfährst du noch mehr:

Hier kannst du dir ein Interview dazu anhören:

Hier sind ein paar Möglichkeiten mit wem du sprechen kannst:

  • Vertrauenswürdige Freunde oder Familienmitglieder: Sprich mit jemandem, dem du vertraust und der dich unterstützt. Dies können zum Beispiel ein Familienmitglied, Freunde oder Lehrer sein. Sie können dir zuhören, dich unterstützen und dir vielleicht Tipps geben.
  • Professionelle Beratung oder Therapie: Dort kannst du mit einer Person die nichts mit deiner Situation zu tun hat über deine Gefühle und Gedanken sprechen. Es ist gut jemanden zu haben mit dem du über alles einmal sprechen kann. Die haben Erfahrung mit der Unterstützung von Kindern und Familien, die von einer Inhaftierung betroffen sind.
  • Sozialarbeiter: Vielleicht kennst du ein Sozialarbeiter. In deiner Schule gibt es bestimmt eine oder einen. Die können mit dir gemeinsam überlegen wobei du Hilfe brauchst und hören dir zu. Die Sozialarbeiter kennen viele Leute die dir in verschiedenen Bereichen helfen können. Beispielsweise können sie dir dabei helfen Nachhilfe zu bekommen.
  • Wir sind für dich da. Bei uns kannst du dich auch melden. Wir beantworten deine Fragen zum Thema Gefängnis und kommen zu dir/euch nach Hause. Wenn du es möchtest sprechen wir auch mit deiner ganzen Familie. Bei uns kannst du an Freizeitangeboten teilnehmen, bei denen du andere betroffene Kinder kennen lernst. Mit diesen kannst du auch sprechen und sie fragen wie es ihnen geht. 
    Es ist nicht schlimm, sich Hilfe und Unterstützung in dieser schwierigen Zeit zu suchen. Es ist normal, dass man sich in dieser Situation überfordert und unsicher fühlt. Es ist wichtig sich nicht alleine zu fühlen.

Ein Tag im Gefängnis kann unterschiedlich sein. Es kommt drauf an, in welchem Gefängnis man ist und was für den jeweiligen Tag geplant ist. Hier ist ein Beispiel:

Peter wird jeden Morgen um 6 Uhr von den Bediensteten geweckt. Anschließend stärkt er sich beim Frühstück und geht dann zur Arbeit. Er arbeitet in einem Betrieb, der Bügelbrettbezüge herstellt. Dort verdient er Geld, mit dem er im Kaufladen des Gefängnisses einkaufen gehen kann. Mittags um halb 12 bekommt Peter Mittagessen. Nach dem Essen wird weitergearbeitet bis halb 4. Dann hat es Peter endlich geschafft – Feierabend! Nun kann er mit den anderen Gefangenen zurück auf seine Station gehen. Dort angekommen, kann er sich von dem langen Arbeitstag ausruhen. Manchmal spielt er mit anderen Gefangenen Darts oder Karten. Peter kann sich aus einem Sportangebot verschiedene Sportarten aussuchen, die er ausüben möchte. Er hat sich dafür entschieden, Mittwoch nach der Arbeit, immer zum Fußballspielen zu gehen. Bei schönem Wetter, wie heute, geht Peter aber auch gerne für 1 Stunde in den Innenhof hinaus, um etwas frische Luft zu schnuppern. Wenn er Glück hat, sieht er dort wieder die Enten herumlaufen. Im Frühjahr haben die Enten sogar manchmal kleine Küken, mit denen sie spazieren gehen.

Vom vielen Laufen ist Peter hungrig geworden, zum Glück gibt es jetzt Abendbrot. Peter lässt sich sein Brot mit Wurst und Käse schmecken.

Danach wird Peter noch seine Hausaufgaben für den Englischkurs erledigen, den er morgen nach der Arbeit wieder besucht. Vielleicht schaut er dann noch ein wenig fern, bevor er schlafen geht.

Übermorgen ist endlich Samstag. Da kann Peter ausschlafen, da er am Wochenende nicht arbeiten muss – zum Glück, denn da bekommt er Besuch von seiner Frau und den beiden Kindern. Peter kann es kaum erwarten und freut sich schon sehr auf seine Familie. Dann kann er endlich wieder mit seinen Kindern in der Spielecke des Besuchsraumes spielen, und mit seiner Frau einen Kaffee trinken.

Hier findest du einen handschriftlichen Bericht über den Tagesablauf eines Gefangenen (PDF).

Wenn ein Elternteil im Gefängnis ist, kann es schwierig sein, in Kontakt zu bleiben. Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, um den Kontakt aufrechtzuerhalten.

 

Du kannst deinem Papa oder deiner Mama so viele Briefe schreiben oder Bilder malen wie du möchtest und du kannst auch Fotos mitschicken. Das gleiche gilt auch für deinen Angehörigen im Gefängnis. Schicke die Post mit dem vollständigen Namen deines Angehörigen an die Adresse der JVA.

 

 

Im Gefängnis sind Handys verboten aber es gibt Telefone, sodass Gefangene trotzdem telefonieren dürfen. Aber nur von Drinnen nach Draußen! Du kannst also deine Mama oder deinen Papa im Gefängnis nicht anrufen. Sie oder er müssen dich anrufen. Sie können leider auch nicht jeder Zeit telefonieren, die Telefonzeiten sind in jeder JVA anders. In Schleswig- Holstein, gibt es auf jedem Zimmer ein eigenes Telefon. Wenn deine Mama oder dein Papa auf dem Zimmer ist, darf er oder sie telefonieren, zu anderen Zeiten hat er oder sie die Möglichkeit mit dem Telefon auf dem Flur zu telefonieren. Das Telefonieren ist leider sehr teuer. 

 

 

Viele Gefängnisse bieten die Möglichkeit an, dass per Video telefoniert werden kann. Dies muss deine Mama oder dein Papa in der JVA anmelden. Sie oder er teilt euch dann den Termin mit. 

 

 

Du hast das Recht deine Mama oder deinen Papa im Gefängnis zu besuchen. In Schleswig-Holstein dürfen Gefangen 2 Stunden Besuch im Monat empfangen, wenn sie Kinder haben sogar 6 Stunden im Monat. Bis du 14/16 Jahre alt bist muss immer ein Erwachsener bei dem Besuch dabei sein. Wenn du niemanden kennst der mit dir dahin geht, können wir den Besuch zu deiner Mama oder deinem Papa auch begleiten. Genaue Infos zum Besuch im Gefängnis findest du unter „Besuch im Gefängnis“ 

Du hast das Recht deine Mama oder deinen Papa im Gefängnis zu besuchen. In Schleswig-Holstein dürfen Gefangene 2 Stunden Besuch im Monat empfangen, wenn sie Kinder haben sogar 6 Stunden im Monat.

Wenn du deine Mama oder deinen Papa im Gefängnis alleine besuchen möchtest, musst du mindestens 14, in manchen JVAs auch 16 Jahre alt sein. Falls du jünger bist, brauchst du einen Erwachsenen, der dich begleitet. Wenn du niemanden kennst der mit dir dahin geht, können wir den Besuch zu deiner Mama oder deinem Papa auch begleiten.

In jeder JVA gibt es bestimmte Besuchszeiten, die du auf der Internetseite der jeweiligen JVA findest. Ein Besuch kann zwischen 30 min und 2 Stunden dauern. Vor dem Besuch muss deine Mama oder dein Papa im Gefängnis einen Antrag auf Besuch stellen. Den Termin muss er oder sie dir dann mitteilen. In einigen JVAs bekommst du auch einen Besuchsschein zugeschickt, den du dann mit zu dem Termin nehmen musst.

Wenn der Termin ansteht musst du mindestens 15 Minuten vorher da sein. Wichtig ist, dass du einen Ausweis dabei hast und ggf. den Besuchsschein. Ansonsten darfst du nichts mit reinnehmen. Deine Sachen kannst du aber in einem Schließfach einschließen.

An der JVA angekommen, musst du an der Pforte klingeln. Die Pforte ist die erste Kontaktstelle in der JVA. Hier musst du dich für deinen Besuch anmelden. Durch die Eingangstür der JVA darf natürlich nicht jeder einfach rein und rausgehen. An der Tür gibt es eine rote und eine grüne Lampe. Wenn du geklingelt hast und die Lampe grün leuchtet, kannst du durch die Tür gehen. Ansonsten ist die Tür verriegelt und die Lampe leuchtet rot. Jetzt bist du drin und stehst an der Pforte der JVA. Hier sitzen Bedienstete hinter einer Scheibe und begrüßen dich. Sie kontrollieren ob du einen Besuchstermin hast und kontrollieren deinen Ausweis. Neben der Pforte ist ein Warteraum, hier gibt es Schließfächer und du kannst deine Sachen einschließen. Dann wirst du dort von den zuständigen Beamt*innen abgeholt und es gibt einen Security-Check, ähnlich wie am Flughafen.

Alle Besucherinnen und Besucher werden vor der Durchführung des Besuches mittels Metallrahmensonde und/oder Handsonde abgesucht. Im Anschluss erfolgt eine Durchsuchung in Form des Abtastens des Körpers und der Durchsuchung der Kleidung. Besucherinnen werden durch weibliches Personal und Besucher durch männliches Personal durchsucht. Diese Sicherheitsprüfungen sind für Gefängnisse ganz normal.

Und nun geht es endlich in den Besucherraum wo deine Mama oder dein Papa schon auf dich wartet. Im Besuchsraum sind fast immer auch noch andere Besucher*innen. Der Besuchsraum wird von einem oder mehreren Justizbediensteten überwacht. Oft gibt es auch Kameras. Du wirst daher nicht alleine mit deiner Mama oder deinem Papa sein.

Ihr habt dann einen Platz an einem Tisch, an dem ihr euch unterhalten könnt. Es gibt aber auch eine Kinderecke, hier findest du verschiedene Spiele und Bücher und ihr könnt auch dort die Zeit verbringen.

In jedem Gefängnis gibt es andere Regeln. Deshalb musst du vorher schauen um welches Gefängnis es geht und wie es dort geregt ist.
 

Hier findest du genau Infos zu den einzelnen JVAs in Schleswig-Holstein:

 

Es gibt nicht in jeder Stadt ein Gefängnis. Alle Frauen, die in Schleswig-Holstein ins Gefängnis müssen, sind in Lübeck untergebracht. 

Wenn dein Papa ins Gefängnis muss ist es davon abhängig, wie lange er ins Gefängnis muss und ob er schonmal im Gefängnis war. Es gibt ein Gefängnis in Lübeck, Neumünster und Kiel. 

Wenn der Prozess von deinem Papa noch läuft und es noch nicht feststeht, wie lange er ins Gefängnis muss ist er in Untersuchungshaft (U-Haft). Während der U-Haft kann dein Papa auch woanders untergebracht sein. U-Haft kann z.B. auch in Flensburg oder Itzehoe sein. Danach wird dein Papa dann nach Lübeck, Neumünster oder Kiel verlegt. Manchmal ist es auch möglich, dass die Männer verlegt werden. Dafür muss es gute Gründe geben und ein Antrag im Gefängnis gestellt werden.

Wie sieht es im Gefängnis aus?
Gefängnisalltag